The Guardian hat unseren grandiosen Sieg noch einmal nachgespielt…
Tag: 10. Juli 2014
-
Auch bei Xiaomis Maskottchen ist Deutschland ganz oben…
-
Was für ein Kulturschock am gestrigen Abend. Nach dem Deutschland gegen Brasilien oder, wie man heutzutage sagt, #BRAvsGER Halbfinal-Duell am Dienstag, wahlweise auch Gemetzel genannt, wird ein ermüdender Kick auf Kreisliga Niveau zwischen der Niederlande und Argentinien geboten. Und damit nicht genug. Die Tatsache, dass nicht ein einziges Tor fällt, lässt dieses Drama auch erst nach endlosen 120 Minuten in einem Elfmeterschießen enden…
Der Postillion beschreibt das Spiel Heute so:
Argentinien nach Halbfinal-Krimi gegen Holland im Finchrrr chrrr chrrr zzzzzz
São Paulo (dpo) – Chrrrrrrrrr hrrrrrrrrrrmpf. Chrrrrrrrrr. Mjmjmjm. Chrrrrrrrrr hrrrrr chrrrrrrrrrr. Mhrchrrrrelfmeterschrrrrrrrr chrrrrrrr. Hrmrmrmrmrmrmrmrrm. Chrrrrrrrrr hrrrrrrr chrrrrrr.
Chrrrrrrrrr hrrrrrrr chrrrrrr. Ratzepüh. Chrrrrrrrrr hrrrrrrr chrrrrrr. Ratzepüh. Chrrrrrrrrr hrrrrrrrrrrmpf. Chrrrrrrrrr hrrrrr chrrrrrrrrrr. Hrmrmrmrmrmrmrmrrm. Messi. Hrmrmrmrmrmrmrmrrm. Chrrrrrrrrr. Chrrrrrrrrr. Mjmjmjm. Chrrrrrrrrr hrrrrrrr chrrrrrr. Ratzepüh.
Oh, schon Morgenmagazin!Da ist nicht viel hinzuzufügen. Die Kollegen Dirk Gieselmann und Ilja Behnisch beschreiben unter der vorerst lautenden Überschrift „Spiel um Platz 2“ den Tagesablauf zusammenfasst so:
21.50 Uhr
Was für ein Spannung hier in der Luft liegt! Und dann platzt diese Nachrichtenbombe auf unseren Schreibtisch: Die Niederbarnimer Eisenbahn will ihr Streckennetz in Ostbrandenburg massiv ausweiten. Wie reagiert van Gaal?
21:51 Uhr
Tim Krul, der umstrittene Elfmeterkiller. Jetzt wird mir klar, an wen der Angeber mich erinnert: An jeden beliebigen Sohn jedes beliebigen Fahrschullehrers in jeder beliebigen Kleinstadt. Den weißen Pullover um die Schultern gelegt, die Sonnenbrille im Haar, den Autoschlüssel in der der einen, das Turn-Häschen in der anderen Hand, Mittelstufen-Loser verdrängend, die mit Tornister an der Eistheke stehen und hin- und hergerissen sind zwischen Banane und Vanille, dann sagt er: »I know. I know.« Und sie entscheiden sich vor lauter Angst für After Eight und schmeißen es weg. Tim Krul: I know you. Ich kenne dich. Und ich mag dich nicht.
21:55 Uhr
Im Tunnel. Louis van Gaal begrüßt Lionel Messi: »Wenn es heute Abend zum Elfmeterschießen kommt, nehm ich Sie aus, verstanden?« Messi: »Ich darf nicht mit fremdem Onkels sprechen.«
1. Halbzeit:
Das Spiel flüstert mir zu, im Subtimbre von Gerd Gottlob: »Was führt Sie zu mir?« Die Hoffnung, entgegne ich, die Hoffnung, einen Gegner zu sehen, der es mit Deutschland aufnehmen kann im Finale. Und dann kommt erstmals Robben an den Ball. Auf der linken Seite, verrückt, und wird umzingelt, von vielleicht 30 Argentiniern. Die Gefahr bleibt, Robben geht. Für’s Erste.
Higuain mit der Chance. Kein schlechter Spieler, aber man sucht doch auf seiner Position immer noch Gabriel Batistuta, den alten, stolzen Poeten des Torabschlusses. Batistuta, Zidane, Romario, Baggio, Raul: Hätten die denn wirklich alle so alt werden müssen – und wir mit ihnen? Dieser Higuain könnte, wenn damals auf dem Schützenfest was schief gelaufe wäre, mein Sohn sein. Ist das peinlich.
… Und so erinnert das Spiel an die große Hildegard Knef: »Das Glück kennt nur Minuten. Der Rest ist Warteraum.« (Anm. MW: Spruch des Tages verdächtig!)
Ecke Argentinien. Tiefer Kopf Garay, hohes Bein Vlaar. Jeder Orthopäde würde angesichts dessen weinend zusammenbrechen, der Schiedsrichter jedoch bleibt ungerührt. Kein Elfer. Und im Hintergrund schmunzelt Robben.
Das ZDF blendet nun ein Kommentatoren-Foto von Gerd Gottlob ein. Man sieht, tja, kaum etwas. Nur Augen, Nase, Mund. Keine Stirn, kein Kinn. Was für ein Geheimnis birgt dieser Mann? Das Bild wurde offenbar auch im Stadion eingeblendet. Anders ist die Schockstarre der Spannung, in der beide Mannschaften für den Moment gefangen sind, kaum zu erklären.
Zu diesem Zeitpunkt stand es zwischen Deutschland und Brasilien schon 5:0. Und jetzt sitzen weltweit die Söhne mit ihren Vätern vor der Glotze – den Vätern, die diesen magischen Abend als Kumpel-Initiation erlebt haben – und nörgeln: »Das ist langweilig, Papa, ich will lieber Deutschland gucken.« Und die Väter schnauzen, beleidigt und nervös: »Es wird geguckt, was im Fernsehen kommt!«
Halbzeit, Zusammenfassung der ersten Hälfte:
Halbzeitpause:
22:53 Uhr
Dass Rudi Völler im Zuge der Schland-Euphorie den Job bei den »Tagesthemen« bekommen hat: Geht das jetzt zu weit oder längst nicht weit genug?
22:54 Uhr
Van Gaal in der Kabine: »Gut, sehr gut. Mein Bluff funktioniert. Dieser Löw fühlt sich sicher.« Kluivert: »Äh, Chef, ich hab das noch mal nachgerechnet: 0:0 reicht aber nicht.« Van Gaal: »Noch ein Wort, und wechsel dich aus.«
22.56 Uhr
Der arme Thomas Roth. Nicht nur, dass er im Körper von Rudi Völler gefangen ist. Nein, dieses Kurz-Mal-Ran-In-Der-Halbzeit-Und-Den-Deutschen-Die-Welt-Erklären-Bis-Scholl-Wiederkommt, das kann sein Glück nicht sein. Und so wirkt er auch leicht beschwipst, wir mir scheint, auch wenn das eher unter Generalverdacht fällt, bei Schnauzbartträgern. Aber er hätte allen Grund, wie schon Harald Juhnke wusste: »Glück ist, nichts zu tun zu haben und leicht einen sitzen.« (Anm. MW: Noch ein Kandidat für SdT)
2. Halbzeit:
Wo ist Robben? Bislang der Jochen Behle dieses Halbfinals.
Neue These: Vielleicht will einfach keine der beiden Mannschaften Zweiter werden, und sich also im Spiel gegen Deutschland im Tal der Tränen verlieren, sondern lieber im Spiel um Platz drei gegen Brasilien glänzen? Denkt mal drüber nach. Zeit genug habt Ihr ja.
Früher, als ich noch nicht so lang aufblieben durfte, legte mein Vater mir immer einen Zettel mit dem Ergebnis auf den Frühstückstisch neben die Cornflakes: »Werder-Neapel 5:1!« Den Zettel hab ich immer noch. Macht Joachim Löw das auch für Mesut Özil, der gerade neben ihm auf seinem Arsenal-London-Kissen eingeschlafen ist?
Strategien gegen Langeweile für Fortgeschrittene: Biglia bricht sich den offenbar bereits gebrochenen Arm einfach noch einmal.
Die Holländer warten und gucken, was die Argentinier machen. Die Argentinier warten und gucken, was die Holländer machen. Wir warten nur. Gucken nicht mehr hin. Warum auch? Es passiert ja nichts. Rein gar nichts. So gern würden wir ansetzen, eine Chance zu beschreiben, von einem Tor ganz zu schweigen, und bangen voraus, in müder Erwartung, aber nichts.
72. Minute: Gerd Gottlob: »Immerhin mal ein Schussversuch!« Und einen Ball haben sie jetzt auch. Dann kann’s ja losgehen!
Higuain ans Außennetz. Und im Campo Bahia stehen Poldi und Großkreutz mit der Spielekonsole hinter den Erwachsenen und quengeln: »Is’ bald vorbei? Wir wollen noch mal gestern Abend nachspielen!«
»Diese beiden Teams quälen sich seit 84 Minuten«, so Gerd Gottlob trefflich. Und mir fällt ein Witz ein. Sagt der Sadist zum Masochisten: »Ich schlag’ dich nicht…«
Der Nichtangriffspakt von Sao Paulo. Und jetzt wedeln die ersten brasilianischen Fans hier mit den Geldscheinen.
90. +2, Ende reguläre Spielzeit:
Zapfenstreich im Campo Bahia. Hansi Flick deckt Toni Kroos zu. Kroos: »Du, Hansi? Haben die Holländer und die Argentinier wirklich Angst vor mir?« Flick: »Nicht so dolle wie du vor Monstern.«
Die Heatmap der ersten 90 Minuten:
Verlängerung:
Anstoß zur Verlängerung. Die Mannschaften tauschen die Seiten. Für mich das Highlight der Partie.
Huntelaar soll eingewechselt werden, will nicht: »Aber es regnet doch!« Zieht der Niederschlag ins Finale gegen Deutschland ein?
»Kuyt macht keinen Meter nach vorne, nur nach hinten«, sieht Gottlob. Gegen Ende der Verlängerung wird er am Kap Hoorn erwartet.
Huntelaar läuft aufs Feld, was auch heißt: Tim Krul wird heute nicht mehr eingewechselt. Hatte ja auch schon seine »fifteen minutes of shame«.
Liebe Partie Iran gegen Nigeria: Wir möchten uns bei dir entschuldigen. Wir haben dir Unrecht getan.
Eigentliche Spielzusammenfassung:
Halbzeit der Verlängerung. Man möchte, zumal als Berichterstatter, ja allzu gern zum Kern dieser gespenstischen Darbietung vordringen, auf das »Was soll der Scheiß?« eine geistreiche Antwort geben. Ist es der Bammel vor den Deutschen? Ist es irgendwas Spielimmanentes – »neutralisieren sie einander«, wie man immer wieder hört und doch nie recht versteht, wie das funktioniert? Sind sie schlichtweg platt? Oder ist das hier tatsächlich ein Spiel wie viele, ja, die meisten zuvor, wir sehen es bloß unter dem Eindruck des gestrigen Abends ganz anders, viel distanzierter, angewidert, abgestoßen. Als würde der karohemdtragende Schland-Fan von einer Liebesnacht in sein Reihenhaus zurückkehren, und da sitzt sie am Frühstückstisch, die alte Sau Fußball, trinkt Kaffee mit Süßstoff und keift: »Wo bist du gewesen?«
Zweite Halbzeit der Verlängerung:
Die Sanitäter tragen die ersten eingeschlafenen Spieler vom Platz.
Ein geradezu unfassbar dilettantischer Gewaltschuss eines Holländers, ein Befreiungsschlag am Strafraum des Gegners. Gottlob zeigt Verständins: »Das musste mal raus!« Wann tragen die Sanitäter uns endlich weg?
Palacio! Ist das kläglich. Will die Hundertprozentige mit seinem Schwänzchen verwandeln. Eine Idee, die einem wohl nur in diesem Spiel kommen kann. Muss man dabei gewesen sein.
Jetzt ist Argentiniens Angst vor dem Elfmeterschießen offenbar doch einen Tick größer als die vor Toni Kroos. Nennen wir es »Schlussoffensive«. Flanke Messi, Schuss Rodriguez, gehalten. Und im Campo Bahia klappt Hansi Flick das Buch zu: »Siehst du, Toni. Am Ende verlieren die Monster. Meistens jedenfalls. Schlaf schön.«
Zeit für Visionen. Man wird mich fragen: »Wo warst du bei Holland – Argentinien?« Ich werde sagen: »Ich habe getickert.« Sie werden mich tröstend in die Arme nehmen, Freibiere bestellen und mir gut zureden. So hat alles auch seine tröstliche Seite. Aber war es das wert?
Und Schluss. Neutralisieren sie einander jetzt auch im Elfmeterschießen?
Elfmeterschießen:
Van Gaal fragt sich selbst: »Willst du schießen?« Und antwortet: »Alle fünf.«
Elfer 1
Holland beginnt. Van Gaal, als Vlaar verkleidet. Kann der Abwehrchef auch diesmal klären? Ja, und Romero hilft ihm, hält diesen wohl schlechtesten Elfer in der Geschichte des niederländischen Fußballs. Weiterhin 0:0. Bezeichnend.
Elfer 2
Messi. Cillessen versucht sich an Psychotricks. Nutzt nix. Trocken links oben. 1:0 Argentinien.
Elfer 3
Jetzt Robben. »Soll ich mich erst noch fallen lassen?«, fragt er den Schiri. Nicht nötig: drin. 1:1.
Elfer 4
Jetzt Garay. Schnappatmet dem Ball entgegen und bombt ihn dann mittig in die Maschen. 2:1 Argentinien.
Elfer 5
Sneijder. Irritiert, weil kein Schaumkrönchen vorm Ball liegt. UND ER VERSCHIESST! BESSER GESAGT: ROMERO HÄLT! Teufelskerl. Der argentinische Neuer, würden wir sagen, wenn dieses Spiel uns davontragen würde. Aber so…
Elfer 6
Aguero gegen Cillessen, der sich erneut in Sachen Psychokrieger versucht, darüber seinen Job vergisst und über dem Ball hinwegfliegt, wie sonst nur Arjen Robben über ein fünf Meter entferntes Verteidigerbein. 3:1 Argentinien.
Elfer 7
Kuyt. Schießt freiwillig aus 22 Metern. Zählt trotzdem nur einmal. 3:2 jetzt.
Elfer 8
Maxi Rodriguez kann das Finale buchen. Zückt die Kreditkarte und bongt an den Handschuhen von Cillessen ins Glück. Argentinien siegt mit 4:2 nach Elfmeterschießen.
0.47 Uhr
Alles weint. Holland vor Schmerz. Argentinien vor Glück. Der Himmel über Sao Paulo vor Scham für dieses Spiel. Wir hingegen tanzen, denn es ist vorbei. Und Deutschland Weltmeister. So gut wie. Also vielleicht. Wenn das nicht alles einziges Täuschungsmanöver war.
Deutschland gegen Argentinien. Das wird ein Spaß… kann nur einer werden. Also die Hoffnung.. die soll ja zuletzt.. Elf Freunde nannte die Überschrift des Tickers übrigens nach dem Spiel um in „Argentinien holt Silber“
Im Tippspiel einige Mitspieler mit der Vorhersage eines Unentschiedens. Auf ein 0:0 hat aber niemand spekuliert. Udo, Vater, Kai, Alex, TippNoase und ich erhalten aber wenigstens einen Punkt für dieses Debakel.
In der Gesamtwertung steht übrigens DaddyRambow als inoffizieller Gesamtsieger fest. Sieben Punkte Vorsprung vor dem Regisseur sind nicht mehr einzuholen. Wenn ihm, wie ein, zwei Anderen, nicht noch die Krombacher Studio Besuchsregelung zum Verhängnis wird. Der zweite Platz wird souverän vom Regisseur gehalten. Vier Punkte Vorsprung auf Bautzi sind auch schon ein ordentliches Polster. Letztere ebenfalls mit vier Punkten vor viertplatziertem Eric. Auch da scheint der Drops gelutscht. Hinter Eric dann aber bis Platz 10 alle noch innerhalb von vier Punkten. Da ginge vielleicht noch was. Nur was?
Formulare für die leider schon wieder letzten zwei Spiele gibt es ab Morgen früh. Die anderen Möglichkeiten der Tippabgabe ab sofort.
Spiel um Platz 3:
SA, 12.7. – 22.00 Uhr (Brasilia) Brasilien – Niederlande
Finale:
SO, 13.7. – 21.00 Uhr (Rio de Janeiro) Deutschland – Argentinien
-
Mehr gibt es fast nicht zu sagen:
„Alles weint. Holland vor Schmerz. Argentinien vor Glück. Der Himmel über Sao Paulo vor Scham für dieses Spiel. Wir hingegen tanzen, denn es ist vorbei. Und Deutschland Weltmeister. So gut wie. Also vielleicht. Wenn das nicht alles einziges Täuschungsmanöver war.“
Später mehr…